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Vorstellungen und Interpretationen zur „Die Orestie“

Orestie

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Der untere düstere Teil des Acrylbildes zeigt die Männergruppe des (Würzburger) Bürgerchors im „Agamamnon“, erstarrt in Schmerz und Entsetzen über die Boshaftigkeit und Verlogenheit der Klytaimnestra, die ihren Gatten,den Feldherrn Agamemnon, und dessen Begleiterin, die trojanische Seherin Kassandra,  mordlüstern empfängt. Kassandra, übergroß am linken Bildrand, sieht ihr Schicksal und das des Agamemnon voraus,kann es aber nicht abwenden.
Unter der Kassandrasind in wabernden Nebel- und Rauchschwaden geisterhaft – wie bei Hamlets Vater – die abgeschlagenen Köpfe des Agamanon, des Aigisthos, der Kassandra und der Klytaimnestra (heller getönt und deutlicher herausgearbeitet) zu sehen, die mit der Seherin zum Geschwisterpaar Elektra und Orest schauen, das das Bild dominiert und mit seiner Doppelkonfiguration alle drei Bildebenen verbindet; gleichzeitig mit der Kassandra und dem (blinden) Wächter ein kryptisches oder unregelmäßiges Dreieck bildet, das (wie in prähistorischer Zeit als Ursymbol gebraucht) die Spannungen zwischen dem weiblichen und männlichen Prinzip zum Ausdruck bringen und vor den persistierenden Drohungen warnen soll.
Der mittlere Bildteil, aus dem das Geschwisterpaar erwächst, soll „Die Choephoren“, den zweiten Teil der Trilogie darstellen: Orest und Elektra begegnen sich nach langer Trennung. Der Bruder soll den Tod des Vaters rächen und tötet im Auftrag Apollons die Mutter und ihren Geliebten Aigisthos. Der Frauenchor (farbig gewandet) ist Staffage eines wahnwitzigen Treibens um Blutrache, Vergeltung und Leiden. Ohne eigenes Denken, dump, geistig wie körperlich nahezu erstarrt (Haltung kontrastierend zur bunten, warm-farbigen Kleidung), demagogischen Einflüssen willfährig geöffnet, verängstigt, tatenlos dem bösen Treiben zuschauend und es damit eigentlich erst ermöglichend (…wie heute? Im oberen rechten Teil des Bildes sind durch die geborstenen Mauern auch die gegenwärtigen Bedrohungen für Mensch und Naturerahnbar:  Vulkanausbruch = Naturkatastrophen, brennende Ortschaften = Krieg, gelbe Tonnen mit radioaktivem Müll = menschengemachte, menschheitsbedrohende Risiken  und Gefahren).
Die obere Ebene stellt links die Wandlung der instrumentalisierten Rachegöttinnen zu den “ Eumeniden“ (die Wohlmeinenden) dar. Rechts von der Geschwistergruppe sind die weißgewandeten, geläuterten, nunmehr huldvollen Göttinnen zu sehen, die Athene (vor der Brust des übergroßen Wächters) durch göttliche Besänftigung aus den vormaligen Rachegöttinnen gemacht hat. Nach Aischylos ist die Blutrache damit durchbrochen, die demokratische Rechtsprechung eingeführt.
Die nicht unberechtigten Zweifel an dieser Aussage sind mit dem blinden „Wächter“, der sich „zu weit aus dem Fenster lehnt“, der brüchigen Fassade im Hintergrund und dem verkehrt aufgehängten „Eulenbild“ (als Symbol der Weisheit) zum Ausdruck gebracht. „Meine Eumeniden“, zumindest die im rechten Hintergrund, mauernah, erkennen die Gefahr und schreien sie stimmlos dem Betrachter entgegen!

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Wie Aischylos‘ Tragödie nachwirkt

Ausstellungen, Orestie, Presse, Theater

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Es war vor einem Jahr, als das Mainfranken Theater mit dem Tragödien-Projekt „Orestie“ auftrumpfte. 17-mal ist die Trilogie des Aischylos als fünfstündiges Ereignis über die Bühne gegangen.

In Anlehnung an die Aufführungen im antiken Athen, war es der „Bürgerchor“, der auch in Würzburg das Geschehen kommentierte und voran trieb. Für die 80 Männer und Frauen, die sich für diese gewaltige Aufgabe begeistern konnten, im Vorfeld der Aufführungen ein Körper- und Stimmtraining absolvierten, bedeutete das eine ungewöhnliche Herausforderung. Einer von ihnen, Hans-Jürgen Schreckling, Mediziner im Unruhestand, den das Projekt nicht losgelassen hat, setzte seine Gedanken und Gefühle, die die dramatische Inszenierung und die Beschäftigung mit Text und Inhalt bei ihm hinterlassen haben, malend um. So hat er die Tragödien des Aischylos auf einem großen, zentralen Bild inszeniert, gestaltet, was er erlebt hat, seine Vorstellungen und Interpretationen in Farbe dargestellt. Sein Kommentar dazu: „Der untere düstere Teil des Bildes, gewissermaßen die Basis der Tragödientrilogie, zeigt die Männergruppe des Bürgerchors im ‚Agamemnon‘, erstarrt in Schmerz und Entsetzen über die Boshaftigkeit und Verlogenheit der Klytaimnestra, die ihren Gatten, den Feldherrn Agamemnon, und dessen Begleiterin, die trojanische Seherin Kassandra, mordlüstern empfängt. Kassandra, übergroß am linken Bildrand, sieht ihr Schicksal und das des Agamemnon voraus, kann es aber nicht abwenden . . .“.

Der 68-jährige „waschechte Autodidakt“, wie er sich selbst bezeichnet, erklärt sein Bild (man konnte es bis Ende August im Rahmen der Ausstellungsreihe „Künstler aus Franken“ in der Geschäftsstelle der Main-Post in der Plattnerstraße sehen) voller Engagement. Auf seinem eigenen Lebensweg, so sagt er, habe er ebenfalls immer wieder nach Antworten auf Fragen um Diktatur und Demokratie gesucht, habe Freiheit und Unfreiheit erlebt. In Königsberg in Ostpreußen geboren, am Kriegsende mit der Familie nach Sachsen geflohen, sei sein Werdegang von der ehemaligen DDR geprägt gewesen. Wegen der engen Bindung an die evangelische Kirche habe er eine Ausbildung nur auf Umwegen absolvieren können. Dann sei doch ein Medizinstudium möglich gewesen, danach Facharztausbildung, und endlich eine Anstellung in Dresden, wo er einer Forschergruppe am Institut von Prof. Manfred von Ardenne angehörte und mit Frau und Kindern die kulturellen Angebote der Stadt genießen konnte.

Nach der Wende zog es die Familie in den Westen. In der Diabetes-Klinik in Bad Mergentheim war er als leitender Oberarzt tätig, nach dem Ausstieg aus dem Klinikalltag hält er heute als Ruheständler Vorträge über Diabetes, unterrichtet Schwestern und Pflegenachwuchs. Und jetzt kommt auch die künstlerische Betätigung zum Zuge. Schon immer eigentlich sei sein Thema „das menschliche Antlitz gewesen. Jedes Gesicht erzählt eine Geschichte“, sagt er dazu „auch im Beruf ist das stets meine Maxime gewesen.“ So gibt es zum Thema „Orestie“ nicht nur das große Bild, sondern auch Porträts, Orest mit dem Haupt seiner Mutter, Elektra, die Choephoren und andere. Man sieht tonlose Schreie, Leiden, Morden. „All das beschäftigt mich weiterhin“, erklärt der Künstler seine Werke.

Und weil er glaubt, dass es anderen Mitgliedern des Bürgerchores genauso geht, würde er gerne Kontakte aufnehmen. „Vielleicht lässt sich ein Workshop bilden“, meint Schreckling, der auch als Schauspieler unterwegs ist, sich für Musik und Literatur interessiert und überhaupt voller Pläne steckt. Seine Arbeiten sind am 13. und 14. November bei „Kunst und Werk“ in Margetshöchheim zu sehen.

MainPost, 06. September 2010

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Hans-Jürgen Schreckling stellt in der Main-Post–Geschäftsstelle aus

Ausstellungen, Orestie, Presse

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Mit eindrucksvollen Porträts ist noch bis einschließlich Dienstag, 31. August, hans Jürgen Schreckling zu Gast in der Main-Post–Geschäftsstelle in der Plattnerstraße.

„Gesichter interessieren mich seit jeher“, sagt der 68-jährige Mediziner über seine Bilder, die in Acrylmalerei entstehen.

Völlig neue, ganz spezielle Anregung fand er als Chordarsteller und Teilnehmer am Orestie-Projekt des Mainfranken Theaters. Er schuf Porträts der Darsteller sowohl in ihren Rollen als auch ohne Maske: Antlitze, die starke Emotionen zeigen und viel zu sagen haben.

Mainpost, 26. August 2010

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